Medikamentös induzierte Schmerzhemmung

Medikamentös induzierte Schmerzhemmung

PSD3: Effekte einer peripheren Lokalanästhesie auf Schmerz und Funktion

Konstantina Intziegianni1, Steffen Müller1,  Monique Wochatz1, Michael Cassel1, Josefine Stoll1, Michael Scheit2,  Frank Mayer1 Universität Potsdam – Hochschulambulanz1, Ernst von Bergmann Klinikum Potsdam2

Einleitung

Personen mit chronischen Rückenschmerzen weisen häufig ein verändertes Bewegungsmuster auf. Diskutiert wird, dass Schmerz einen hemmenden Einfluss auf die Kraftentwicklung bei unterschiedlichen Aktivitäten aufweist[1,2,3,4]. Inwieweit Schmerz die Funktionsfähigkeit beeinflusst, ist derzeit noch ungeklärt. In der Therapie hat sich neben der oralen Einahme von Medikamenten auch die lokalanästhesie zur Behandlung von Schmerzen etabliert. Die lokalanästhesie hat gegenüber dem systemisch wirkenden und oral verabreichter  Schmerzmedikation den Vorteil, dass sie nur lokal wirkt und ausschließlich die Sensibilität des betäubten Bereiches reduziert.  Deshalb ist das Ziel dieser Studie, den Einfluss einer peripheren lokalanästhesie auf funktionelle Parameter wie Kraft und Muskelaktivität zu untersuchen. Dabei soll im Einzelnen geklärt werdern wie sich das Ausmaß von Muskelkraft und -aktivität bei Schmerzpatienten durch die Verabreichung einer Lokalanästhesie im Vergleich zu schmerzfreien Personen verändert.

Methodik

In die Studie werden Patienten mit und ohne Rückenschmerzen im Alter von 18 bis 35 Jahren eingeschlossen. Rückenschmerzen werden über eine Numeric Rating Scale (0-10) definiert und müssen am Tag der Messung in Ruhe >3 und unter Belastung >7 aufzeigen. Probanden ohne Rückenschmerzen werden definiert über schmerzfreiheit innerhalb der letzten 3 Monate und am Messtag selbst.  Zusätzliche Ausschlusskriterien für alle Studienteilnehmer sind: Beschwerden oder vorangegangene Operationen am Rücken im letzten Jahr, akute Infekte, allergische Reaktion auf Anästhetika, Gelenkentzündungen, muskuloskelettale Systemerkrankungen und die Einnahme anderer Schmerzmittel am Tag der Messung.

Für die Erfassung der Kraftleistungsfähigkeit führen die Probanden verschiedene isokinetische Maximalkraftests (Rumpfextension /-flexion) durch. Die Funktionsuntersuchung besteht aus statischen (5 Sek. maximale Kraftaufwendung) und dynamischen (je 5 Wiederholungen mit maximaler Kraftaufwendung) Messungen.   Die Rotationsachse des Gelenkes und die Rotationachse des Gerätes sind dabei aufeinander abgestimmt, so dass physiologisch wirkende Muskelkräfte bestimmt werden können. Parallel zur Kraftmessung wird die Muskelaktivität der gelenkumgebenden Muskeln mittels Oberflächenelektromyographie erfasst (Abb. 1). Die Funktionstests erfolgen direkt vor und 30 Minuten nach der Lokalanästhesie

Abb 1. : Methodik: EMG Platzierung: M. Erector spinae Th 9 (li/re), M. Erector spinae L3 (li/re)  M. Externus obliquus (li/re) und isokinetische Kraftmessgerät des Rückens

Die Durchführung der Lokalanästhesie erfolgt durch einen Facharzt (Abb. 2). Die Nervenstämme werden mittels Ultraschall dargestellt und  das Lokalanästhetikum wird in den medialen Zweig der sensorischen Nerven L3-L5 (rechts / links, 6 Injektionen ) gespritzt. Die Wirkung tritt nach 10 – 30 Minuten (Abb. 2) ein. Der Proband befindet sich während der Injektion in Bauchlage und bleibt bis zum Wirkungseintritt des Lokalanästhetikums liegen. Während des Verfahrens werden die Herzfrequenz, die Sauerstoffsättigung und der Blutdruck des Probanden regelmäßig kontrolliert.

Die Erfassung von Schmerz und Funktionseinschränkung erfolgt zu Beginn der Messung durch spezifische Fragebögen (von Korff- Fragebogen). Zusätzlich werden der aktuell empfundene Schmerz und die muskuläre Funktionseinschränkung mittles einer subjektiven Einschätzung auf einer numerischeren Skala (numeric rating scale, NRS) vor und nach  der Messung erfasst

Abb 2: Nervenblockade Lendenwirbe

Reference

  1. Gruther W, et al. Diagnostic accuracy and reliability of muscle strength and endurance measurements in patients with chronic low back pain. J Rehabil Med 2009; 41(8):613-619.
  2. Ripamonti M, et al. Maximal power of trunk flexor and extensor muscles as a quantitative factor of low back pain. Isokinetics and Exercise Science 2011; 19:83-89
  3. Mueller S, et al. Validity of isokinetic trunk measurements with respect to healthy adults, athletes and low back pain patients. Isokinetics and Exercise Science 2012; 20:255-266.
  4. Radebold A, et al. Impaired postural control of the lumbar spine is associated with delayed muscle response times in patients with chronic idiopathic low back pain. Spine (Phila Pa 1976) 2001; 26(7):724-730.