Sensorische Schmerztestung

Sensorische Schmerztestung

PSA15: Die Quantitative Sensorische Testung – Die Schmerzwahrnehmung von Sportlern und chronischen Schmerzpatienten im zeitlichen Verlauf

Marcus Schiltenwolf & Simone Gantz

Universitätsklinikum Heidelberg, Zentrum für Orthopädie, Unfallchirurgie und Paraplegiologie

Einleitung und Problemdarstellung

Chronischer Schmerz ist weit verbreitet und betrifft in der Tagesprävalenz etwa 8,85 % der Bevölkerung der Europäischen Union (1). Körperlich aktive Personen haben höhere Schmerzschwellen (2). Athleten zeigten sich in einer weiteren Studie weniger empfindlich bei mechanischem Schmerz als gesunde Nicht-Sportler (3). Die quantitative sensorische Testung (QST) ein ideales diagnostisches Verfahren dar zur Einschätzung der Funktionen des somatosensorischen Nervensystem (Wahrnehmungs- und Schmerzschwellen). Um weiteres Verständnis über das Phänomen Schmerz durch die Definition von Schmerzschwellen in der Normalbevölkerung und weiteren Vergleichspopulationen zu gewinnen bietet die subjektive, psychophysische Methode QST ein standardisiertes Instrumentarium.

Die Hauptfragestellungen waren:

  1. Unterscheiden sich Sportler, Nichtsportler sowie Schmerzpatienten in ihren Wahrnehmungs- und Schmerzschwellen?
  2. Gibt es Veränderungen über die Zeit in der Schmerz- und Reizwahrnehmung?

Methodik

Ziel dieser Studie war es, mögliche Unterschiede der Ergebnisse der quantitativen sensorischen Testung (QST) bei gesunden Personen (Kontrollgruppe, n=20), körperlich aktiven Personen (Sportler, n=30) und bei Patienten mit chronisch muskuloskelettalen Schmerzen (Patienten, n=30) festzustellen. Gemessen wurden thermische Wahrnehmungsschwellen, thermische Schmerzschwellen und Druckschmerzschwellen an 4 verschiedenen Körperstellen: Hand rechts und links, Rücken rechts und links. Die Messungen wurden nach 4 Wochen wiederholt (t1 und t2). Die  Schmerzgruppe durchlief in dieser Zeit eine multimodale Schmerztherapie.

Ergebnisse

Athleten zeigten die höchsten Schmerzschwellen mit niedrigeren Kälteschmerzschwellen und höheren Wärmeschmerzschwellen als die Schmerz- und Kontrollgruppe (Abb. 1). Abbildung 1: Schmerzschwellen nach Untersuchungsgruppen

Die Schwellen blieben bei Sportlern und gesunden Kontrollprobanden über die Zeit konstant. Zu t2 zeigte die Gruppe der Schmerzpatienten nach 4 Wochen multimodaler Therapie sowohl eine Erhöhung der Druckschmerzschwellen als  auch eine Erhöhung der Kälteschmerzschwellen.

Diskussion

Zusammenfassend konnten mittels QST signifikante Unterschiede der Schmerzschwellen zwischen den drei Gruppen und positive Veränderungen für die Schmerzgruppe durch multimodale Therapie gemessen werden (4). QST lieferte im Längsschnitt stabile Schwellenwerte.

Statements

Sportler wiesen die höchste Schmerztoleranz auf. Schmerzpatienten zeigten zunächst signifikante sensibilisierte Schmerzschwellen, die durch multimodale Schmerztherapie signifikant normalisiert werden konnten.

Literatur

(1)   Langley PC. The prevalence, correlates and treatment of pain in the European Union. Curr Med Res Opin 2011;27(2):463-480.
(2)   Tesarz J, Schuster AK, Hartmann M, Gerhardt A, Eich W. Pain perception in athletes compared to normally active controls: a systematic review with meta-analysis. Pain 2012;153(6):1253-1262.
(3)   Tesarz J, Gerhardt A, Schommer K, Treede RD, Eich W. Alterations in endogenous pain modulation in endurance athletes: an experimental study using quantitative sensory testing and the cold-pressor task. Pain 2013;154(7):1022-1029.
(4)   Wang H, Akbar M, Weinsheimer N, Gantz S, Schiltenwolf M. Longitudinal observation of changes in pain sensitivity during opioid tapering in patients with chronic low-back pain. See comment in PubMed Commons belowPain Med. 2011 12(12):1720-6.

Kontaktadresse

Prof. Dr. Marcus Schiltenwolf
Leiter konservative Orthopädie
Ambulanz und Tagesklinik für Schmerztherapie Gutachtenambulanz Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie Zentrum für Orthopädie, Unfallchirurgie und Paraplegiologie
Marcus.Schiltenwolf@med.uni-heidelberg.de

Dipl. rer.soc. Simone Gantz
Biometrische Beratung und Projektkoordination
simone.gantz@med.uni-heidelberg.de
Universitätsklinikum Heidelberg
Zentrum für Orthopädie, Unfallchirurgie und Paraplegiologie
Schlierbacher Landstr. 200a
69118 Heidelberg